Raffinerie Lingen-Holthausen

Raffinerie Lingen-Holthausen war größte Industrieanlage der Nachkriegszeit

Im Kriegsjahr 1942 hatte man das Erdölfeld Lingen in der Nähe der Ems entdeckt. Bald kamen Ölfunde in der Grafschaft Bentheim und im Emslandmoor hinzu. Für das schwere Rohöl aus diesen Feldern muss eine Raffinerie errichtet werden. Als Standort wählte man ein Forstgebiet auf einem Dünengelände nördlich von Lingen. Dort gab es Anschluss an Straße, Schiene und Kanal.
1951 begann die Rodung des Waldes und das Einplanieren der Dünen. So entstand eine große ebene Sandfläche, auf der die zahlreichen Betriebsanlagen errichtet wurden. Hinzu kamen die Tanklager. Ein Gleisanschluss und ein eigener Hafen am Dortmund-Ems-Kanal sorgten für Transportmöglichkeiten.
In relativ kurzer Zeit entstanden nun ein Kraftwerk mit Turbinenhaus und Generator, ein Kesselhaus mit einem Kühlturm, die Schaltzentrale, Magazin und Werkstatt, ein großes Umkleidegebäude mit Sozialräumen und das Verwaltungsgebäude. Gleichzeitig wurden auch zahlreiche Werkswohnhäuser an der Waldstraße errichtet. Für den notwendigen Kredit, um dieses Investitionsvolumen finanzieren zu können, setzte ich der Bundestagsabgeordnete Heinrich Eckstein, der „Vater des Emslandplans“, persönlich ein.
Als aufwendig erwies sich der Bau der technischen Anlagen, die teilweise über hundert Meter hoch waren. 1952 wurden der sogenannte Houdryturm für die Crackanlage und ein Koker für die thermische Crackung fertiggestellt. Ein Jahr später ging die Anlage unter dem Namen „Gewerkschaft Erdöl-Raffinerie Emsland“ (GEE) mit fast 1000 Mitarbeitern in Betrieb.
Damals wurde fast ausschließlich Rohöl aus den nahegelegenen Ölfeldern im Emsland verarbeitet. Mitte der 50er-Jahre wurden über zehn Prozent des Benzins in Deutschland in der Raffinerie in Lingen produziert.